Eine Hautverletzung, die sich einfach nicht schließen will, verdient stets besondere Aufmerksamkeit. Nicht nur, weil Wunden chronisch werden können. Wie die Heilung einer Wunde verläuft, sagt auch viel über das innere Gleichgewicht im Organismus aus. Dort mit pflanzlicher Hilfe anzusetzen, kann der Schlüssel zur Genesung sein.
Manchmal sind es die unscheinbaren Dinge, die uns ins Stolpern bringen. Ein kleiner Schnitt, eine aufgeschürfte Stelle – und irgendwie will die Haut einfach nicht mehr so zusammenwachsen wie gewohnt. So erging es einer 62-jährigen Patientin, die wegen leichter Magenbeschwerden und einer schlecht heilenden Verletzung am Schienbein ärztliche Hilfe suchte. Drei Wochen zuvor war sie im Garten gestürzt. Zurück blieb eine kleine Schnittwunde. Keine Infektion, kein Fieber, keine Schmerzen – und doch stagnierte der Heilungsprozess. „Es hatte sich eine Kruste gebildet, und die Wundränder waren, ebenso wie die umgebende Haut, trocken und leicht gerötet“, so beschreibt es die Karlsruher Ärztin Evelyn Brückner-Esslinger, in deren Praxis die Patientin Rat suchte. „Doch obwohl die Wunde nicht infiziert war, heilte sie nur sehr langsam ab.“ Im Anamnesegespräch zeigte sich: Die Patientin hatte keine chronischen Erkrankungen, war jedoch stark gestresst, schlief schlecht und ernährte sich einseitig.
Das gab die entscheidenden Hinweise: Der Körper stand unter Dauerstress, und genau das spiegelte sich in der Wundheilung wider. Evelyn Brückner-Esslinger: „Ich riet der Patientin deshalb nicht nur, die Wunde täglich mit verdünntem Kamillentee abtupfen und zu säubern und abends etwas Calendula-Salbe auf den Wundrand aufzutragen, um die Haut weich zu halten. Mein Hauptfokus lag auf der Verbesserung des Lebensstils.“ Ein Ernährungsplan mit eiweiß- und vitaminreichen Lebensmitteln und zwei Litern Flüssigkeit täglich, dazu moderate Bewegung und bewusste Entspannungszeiten bildeten die Basis der Therapie. Gegen ihre Magenbeschwerden verschrieb sie der Patientin ein Algenpräparat (zum Beispiel Gaviscon von Reckitt Benckiser), außerdem ein pflanzliches Mittel gegen ihre Schlafstörungen (zum Beispiel Neurexan Tabletten von Heel oder Sedariston Tropfen von Aristo Pharma) – und empfahl ihr vor allem eines: Geduld.
Die Patientin stimmte, wenn auch etwas skeptisch, dem Behandlungsplan zu und kam wie vereinbart nach vier Wochen wieder in die Praxis. „Wir hatten in der Zwischenzeit wöchentlich einmal telefoniert, und so wunderte es mich nicht, dass sie deutlich frischer, gut gelaunt und weniger angespannt wirkte“, berichtet die Medizinerin. „Und auch die Wunde war fast verschwunden – nur ein kleines Krüstchen erinnerte noch an den Sturz.“
Systemische Faktoren, die die Wundheilung verzögern
- Fehlen wichtige Nährstoffe, kann der Körper nur schlecht neues Gewebe aufbauen.
- Chronische Infektionserkrankungen oder
Tumore schwächen das Immunsystem. Auch das beeinträchtigt die Wundheilung. - Schlechte Durchblutung führt zu einer mangelhaften Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff (Gewebehypoxie). Häufigste Ursachen hierfür sind Diabetes mellitus, Anämien, periphere Verschlusskrankheiten (zum Beispiel durch Rauchen) und venöse Insuffizienz.
- Im Alter verändert sich die Struktur der Haut,
sie wird dünner und verletzlicher. Die Durchblutung des Gewebes ist oft schlecht und das Immunsystem geschwächt. - Bestimmte Medikamente wie Kortikoide, Zytostatika (Krebsmedikamente) oder Gerinnungshemmer können die Heilung beeinflussen.
Schlecht heilende Wunden sind ein Warnsignal
Wenn ein Heilungsprozess so verzögert oder gestört verläuft wie in dem beschriebenen Fallbeispiel, sprechen Mediziner von einer Wundheilungsstörung. Ursachen dafür gibt es viele. „Ist der Organismus mit Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen unterversorgt, kann der erhöhte Nährstoffbedarf des Wundgewebes nicht ausreichend gedeckt werden“, erklärt die auf Ernährungsmedizin spezialisierte Ärztin. „So beeinflusst zum Beispiel ein Kalziummangel die Blutgerinnung negativ, während ein Mangel an Vitamin C Störungen der Kollagensynthese begünstigt.“ Auch Erkrankungen wie Diabetes, bestimmte Medikamente oder auch eine schlechte Durchblutung oder eine Schwächung des Immunsystems im Alter können den Heilungsprozess erheblich verlangsamen (siehe Kasten „Systemische Faktoren“, Seite 29). Hinzu kommen äußere Faktoren wie eine Infektion mit eiterbildenden Erregern oder Pilzen, eine ständige Reizung durch Bewegung oder Kratzen, Verunreinigungen durch Fremdkörper und nicht zuletzt eine genetische Veranlagung zur überschießenden Narbenbildung. Scheinbar kleine Verletzung können dann zur langwierigen Belastung werden.
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