Auszug aus Heft 1/16
Es ist ein ungewöhnlicher Gedanke, im Winter mit einer Allergietherapie zu beginnen. Aber für eine naturheilkundliche Behandlung ist diese Zeit genau die richtige. Jetzt kann man Heuschnupfen wirksam vorbeugen.
Menschen mit einer Allergie gegen Baumpollen können nur im tiefsten Winter ohne Probleme durch den Wald spazieren. Denn sobald der erste Blütenstaub durch die Luft schwirrt, ist es mit dem Vergnügen vorbei. Wer auf die Pollen der Frühblüher Erle und Hasel allergisch reagiert, spürt die winzigen Anzeichen des Frühlingserwachens unmittelbar: Die Nase beginnt zu laufen, die Augen jucken, das Atmen fällt schwer. Etwa ab März folgen dann die Birken, auf die etwa die Hälfte aller Allergiker reagiert. Und ist die Zeit der Baumblüte endlich vorbei, kommt die der Gräser und Kräuter. Wer gegen mehrere Pollenarten allergisch ist, leidet also nicht selten monatelang. Menschen mit einer Allergie gegen Tierhaare oder Hausstaubmilben müssen sich sogar das ganze Jahr über mit den lästigen Symptomen auseinandersetzen.
Das Immunsystem ist überaktiv
Der Grund für die Beschwerden: Das Immunsystem reagiert übereifrig auf eigentlich ungefährliche Substanzen (Allergene) und setzt gegen den vermeintlichen Feind große Mengen von Abwehrstoffen frei. So unter anderem Immunglobulin E (IgE), einen Antikörper, der sich mit den Pollen verbindet und bewirkt, dass spezielle weiße Blutkörperchen Histamin produzieren. Dieser Botenstoff wandert durch den Körper, um die als schädlich empfundenen Eindringlinge zu bekämpfen. Das Histamin verursacht an den Schleimhäuten oder auch in der Haut Entzündungen, abhängig davon, wo es im Körper freigesetzt wird. Neben Heuschnupfen und Asthma gehört deshalb auch die Neurodermitis (atopisches Ekzem) zum allergischen Formenkreis.
Rechtzeitig gegensteuern
Die Naturheilkunde kennt verschiedene Maßnahmen, die den Körper dabei unterstützen, mit dem Ansturm der Pollen besser fertigzuwerden, auch wenn damit eine erbliche Neigung zu Allergien nicht verschwindet. Anders als die Schulmedizin, bei der vor allem die Symptome gelindert werden, setzt die Naturheilkunde ursächlich an. Es gilt, den aus dem Gleichgewicht geratenen Stoffwechsel so in Ordnung zu bringen, dass sich die Allergiesymptome erst gar nicht oder nur abgeschwächt entwickeln. Das gelingt mit einer Sanierung der Darmflora und einer Unterstützung der Leber sowie den sanften Impulsen von Schüßler-Salzen, Homöopathie und Gemmopräparaten.
All das regt das Immunsystem dazu an, wieder „normal“ zu reagieren. Beginnen Sie deshalb am besten vier bis sechs Wochen, bevor Ihr Heuschnupfen normalerweise auftritt, den Organismus auf den Ansturm der saisonalen Allergene vorzubereiten.
Darmflora wieder aufbauen
Eine Darmsanierung ist die Basistherapie gegen Heuschnupfen & Co. Eingeleitet wird sie im Idealfall durch eine Darmreinigung. Danach gilt es, die geschädigte Darmflora, das sogenannte Mikrobiom, mit Probiotika wieder aufzubauen. Laktobazillen und Milchsäurebakterien stabilisieren die Darmflora und dichten eine löchrige Darmschleimhaut ab. „Dadurch wird jenem Teil der Immunabwehr Einhalt geboten, der entzündungs- und allergiefördernde Botenstoffe herstellt“, erläutert die Diplom-Biologin Prof. Dr. Michaela Döll. „Gleichzeitig unterstützen die probiotischen Keime Immunzellen, die allergiehemmende Substanzen produzieren.“ Der Darm kann sich normalisieren. Ist die Darmflora sehr geschädigt, reicht es allerdings oft nicht aus, probiotische Milchkulturen wie Joghurt und Kefir oder milchsauer vergorene Nahrungsmittel zu essen. Besser sind dann Probiotika aus der Apotheke, welche die Darmflora regelrecht „wieder aufforsten“.
Hintergrund dieses Behandlungsansatzes: Der Darm ist das größte immunologische Organ des Menschen. Auf seiner Schleimhaut sitzen rund 70 Prozent aller Immunzellen und verteidigen in enger Zusammenarbeit mit hier lebenden Darmbakterien den Organismus gegen schädliche Stoffe und Einflüsse. Ist das Gleichgewicht innerhalb dieser natürlichen Lebensgemeinschaft aus Milliarden verschiedener Darmbakterien gestört, begünstigt das die Entstehung von Allergien. „Wird der Darm zusätzlich undicht, haben es die allergieauslösenden Stoffe besonders leicht“, so Prof. Döll weiter. „Sie zwängen sich durch die erweiterten ‚Maschen‘ der Darmschleimhaut hindurch, und schon haben die auf der Blutseite befindlichen Immunzellen reichlich zu tun.“
Kein Wunder also, dass sich inzwischen viele Ärzte und Therapeuten sicher sind, dass der Ursprung jeder Allergie im Darm zu suchen ist. Auch Professor Döll ist davon überzeugt: „Die Abwehrstrategien des Darms stehen mit den Immunspezialisten in allen Körpergeweben in Verbindung. Sie kommunizieren zum Beispiel mit den Schleimhäuten der Atemwege.“ Lesen Sie den vollständigen Beitrag in Ausgabe 01/2016.