Auszug aus dem Spezial Corona
Im Kontakt mit der Umwelt entwickelt unser Körper ein einzigartiges Abwehrsystem, das uns im Verborgenen gegen fremde Einflüsse schützt. Es hilft uns, die Gesundheit zu erhalten und Krankheiten zu überwinden.
Die Funktion des individuellen Immunsystems bringt der anthroposophisch orientierte Internist Prof. Volker
Fintelmann so auf den Punkt: „Es ist diejenige Instanz, die nichts Fremdes oder Andersartiges in unserem Organismus duldet“. Unermüdlich ist es damit beschäftigt, krank machende Erreger und Substanzen sowie Tumorzellen, die täglich in uns entstehen, zu erkennen und auszuschalten. Das höchst komplexe Netzwerk bildet sich großteils erst nach der Geburt und entwickelt sich im Kontakt und in der Auseinandersetzung mit der Umwelt kontinuierlich weiter. Jede Infektion oder Allergie, jede Verletzung oder Operation hinterlässt ihre Spuren, ebenso wie unsere Ernährung und unser Schlaf- und Bewegungsverhalten.
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Selbst immaterielle Einwirkungen seelischer Art wie Stress, oder auch Sorgen und Gemütszustände wirken sich auf die körpereigenen Abwehrkräfte aus. Deshalb ist jedes Immunsystem einzigartig. „Geprägt von unserer individuellen Einzigartigkeit ist es der körperliche Ausdruck unseres Ichs“, betont Prof. Fintelmann.
Zwar ist die Bedeutung des Immunsystem für die Gesundheit schon lange bekannt, im Detail aber kommt man den Geheimnissen des körpereigenen Abwehrsystems erst allmählich auf die Spur. Ein Grund ist, dass es sich still im Hintergrund hält und nur indirekt bemerkbar macht, wenn etwas nicht funktioniert. Zudem ist das Immunsystem ausgesprochen komplex aufgebaut. Dessen Vielschichtigkeit macht der Kinderarzt Dr. Michael Hauch in seinem Buch „Ihr unbekanntes Superorgan“ (Beltz Verlag) anschaulich: „Es ist kein festes Abwehrbollwerk, sondern ein chaotisches und zugleich geniales Netz aus vielen Komponenten, die mal mehr und mal weniger gut, mal blitzschnell und mal eher
zögerlich miteinander kommunizieren und arbeiten, die ständig dazulernen und das Erlernte anwenden, um uns gesund zu erhalten“.
Ein komplexes Wunderwerk
Vor Angriffen von innen wie von außen schützt uns das Immunsystem mehrstufig: über die angeborene unspezifische Abwehr und die erworbene spezifische Abwehr. Um das zu gewährleisten, arbeiten verschiedene Organe und das Lymphsystem sowie Abwehrzellen, Antikörper, Botenstoffe und andere biochemische Substanzen eng zusammen.
>> In der Milz reifen unter anderem T-Lymphozyten heran. Das sind weiße Blutkörperchen, die körperfremde Strukturen erkennen und dafür sorgen, dass sie entfernt werden.
>> Im Knochenmark entstehen B-Lymphozyten, die spezifische Abwehrstoffe bilden. Diese Antikörper bekämpfen als fremd erkannte Eiweißstoffe, sogenannte Antigene. Das Knochenmark produziert außerdem natürliche Killerzellen, die Tumorzellen sowie virusinfizierte Zellen erkennen und abtöten.
>> In der Thymusdrüse lernen die Lymphozyten, körpereigenes Zellgewebe von Fremdkörpern zu unterscheiden. So ausgebildet werden sie im lymphatischen Gewebe – den Lymphknoten, der Milz, dem Blinddarm und den Rachenmandeln, gespeichert.
>> Die Mandeln sind lymphatisch hochaktive Gewebeinseln am Übergang vom Mund zum Rachen und zur Nase. Sie bilden den Walder’schen Rachenring: eine Schutzbarriere gegen Bakterien, Viren und Pilzen aus Mund- und Nasenhöhle.
>> Der Darm verfügt über eine eigene Immunabwehr. Er wehrt krank machende Mikroorganismen ab und ist gleichzeitig tolerant gegenüber einer Vielzahl von Nahrungsmittelantigenen. Auch die unzähligen Mikroorganismen der Darmflora werden von ihm toleriert, solange sie nicht versuchen, ins Körperinnere zu gelangen.
Neben diesen organischen und zellulären Komponenten sind im Immunsystem viele Botenstoffe tätig. Sie übermitteln Informationen und tragen damit wesentlich dazu bei, dass zu jedem Zeitpunkt an jedem Ort im Organismus das Notwendige und Richtige geschieht und die Gesundheit erhalten bleibt. „Bei der riesigen Fülle der fein aufeinander abgestimmten Organfunktionen ist es geradezu ein Wunder, dass das Immunsystem den Überblick behält und im Allgemeinen alles richtig macht“, sagt Prof. Fintelmann. „Pannen, die zu Störungen führen, kommen nur selten vor.“
Den vollständigen Beitrag finden Sie in unserem Spezial Corona
Weitere Aspekte in diesem Beitrag:
- Wie lange bin ich nach einer Corona-Infektion geschützt?
- Die immense Bedeutung des Darms
- Angeborene und erworbene Abwehr
- Wenn die Abwehr schwächelt
- Kleine Virenkunde