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Späte Ehre, verdienter Ruhm

Science Photo Library, Akademie/beide Alamy.de; Komposition Michaela Mayländer

Ralph Steinman (14. Januar 1943 – 30. September 2011) erlebte die Auszeichnung mit dem Nobelpreis für seine Entdeckung der dendritischen Zellen und ihre Rolle bei der erworbenen (spezifischen) Immunität nicht mehr. Der Kanadier erhielt den Preis am 3. Oktober 2011 posthum, eine Ehrung, die die Statuten des Nobelpreises eigentlich nicht vorsehen. Da die Jury ihm den Preis jedoch in dem Glauben zusprach, er lebe noch, ist die Preisverleihung gültig.

Steinman wuchs in einer jüdischen Familie in Montreal als eines von vier Kindern auf und entwickelte bereits in jungen Jahren ein Interesse an Naturwissenschaften. Nach dem Studium der Medizin an der Harvard Medical School zog es ihn in die Forschung zur Rockefeller University, wo er 1970 in ein Labor eintrat, das sich mit Zellphysiologie und Immunologie befasste. Wenige Jahre später – im Alter von 30 Jahren – machte er eine wegweisende Entdeckung, die seine gesamte wissenschaftliche Karriere prägte.

Damals galt unter Immunologen die Auffassung, dass es eine Zelle geben müsse, die antigene Substanzen von fremden Eindringlingen wie Bakterien und Viren sammelt, um sie B-Zellen und T-Zellen zuzuführen, damit diese die unerwünschten Gäste zerstörten. Wissenschaftler nahmen an, dass dies hauptsächlich die Arbeit von Makrophagen sei. Als er die Produktion von Antikörpern in der Milz untersuchte, bemerkte Ralph Steinman jedoch eine ungewöhnliche Zelle, die wie ein Makrophage wirkte, aber nicht so aussah. Er prägte für diese Zelle den Begriff „dendritische Zelle“, weil er in ihr eine „strauchartige Kristallstruktur“ erkannte. Die Fachwelt reagierte mit Schweigen und gelegentlichem Spott. Auch er selbst war sich der Bedeutung seines Befundes zunächst nicht bewusst. Seine Untersuchungen der Zelle in den folgenden Jahren ergaben jedoch, dass es sich bei diesem Zelltyp um eine zentrale Schaltstelle unseres Immun-Abwehrsystems handelte. So gelang ihm der Beweis, dass dendritische Zellen die einzigen Zellen sind, die eine primäre Immunantwort induzieren, indem sie naive T-Lymphozyten aktivieren.

Zehn Jahre nach seinem Tod und der Verleihung des Nobelpreises ist Steinmans Entdeckung fundamental für die aktuelle Forschung der Immunologen im Hinblick auf die Abwehr von Coronaviren. Es zeigt sich, dass die zelluläre Immunantwort mit Hilfe von T-Lymphozyten eine wichtige Rolle für einen dauerhaften Schutz gegen SARS-CoV-2 spielt, da diese nicht nur das krönchenartige Spike-Protein erkennen, sondern auch weitere Strukturen der Virusoberfläche. Als immunologisches Gedächtnis verbessern sie zudem den Schutz bei erneuter Infektion mit demselben Erreger. Man darf gespannt sein, wer eines Tages mit dem Nobelpreis für weitere Forschungen über unser angeborenes und erworbenes Immunsystem ausgezeichnet wird.  / Dr. Frieder Stein 

Diesen Beitrag finden Sie in Ausgabe 4/2021

 

 


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