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Der Magen – Das unterschätzte Organ für unsere Gesundheit

metamorowrks / iStock.com

Auszug aus Ausgabe 3/21

Er spielt nicht nur eine unverzichtbare Rolle für unsere Verdauung, sondern schützt uns zugleich vor Infektionen. Der Magen ist das Tor zu unserem Leben und zu unserer Gesundheit. Er ist der Ort, an dem wir uns einen Teil der Welt zu eigen machen, die aus der Natur gewonnene Nahrung. Dennoch schenken wir dem empfindlichen und doch so zentralen Organ in unserer Körpermitte kaum Beachtung. Ja, wir behandeln ihn oft schlecht, und wenn er sein Unglück signalisiert, versuchen wir, ihn mit Medikamenten zum Verstummen zu bringen – statt seine Signale als Wegweiser für eine gesündere Ernährung und Lebensweise zu verstehen.

>> Das sensible Tor zu unserer Gesundheit
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Sensibles Tor zur Gesundheit
Das Wissen um all die Dinge, die den Magen in seiner Arbeit beeinflussen können, ist eigentlich einem Zufall zu verdanken. Ende der Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts suchte Tom Little, ein 52-jähriger New Yorker irischer Abstammung, den jungen Arzt Dr. Stewart Wolf auf, da eine alte Operationswunde an seinem Magen aufgerissen war und nicht heilen wollte. Als Neunjähriger hatte Tom nämlich in einem unbeobachteten Augenblick aus einem Topf Flüssigkeit verschlungen, die er für Suppe hielt. Es war jedoch eine Lauge. Diese verätzte seine Speiseröhre, die sich daraufhin schwer entzündete und schließlich durch ein wucherndes Narbengewebe verschloss. Die Ärzte konnten damals nichts anderes tun, als einen künstlichen Zugang zum Magen durch die Bauchdecke zu eröffnen. Etwa vier Zentimeter groß war die Öffnung. Von da an kaute Tom seine Speisen häppchenweise und führte sie über einen Schlauch direkt in den Magen.

Der Mediziner Dr. Wolf, Absolvent der Johns-Hopkins-Universität, konnte seinem neuen Patienten dann aber nicht nur helfen, er freundete sich im Lauf der Behandlung mit Tom Little an, und erhielt so über viele Jahre direkten Einblick in das sonst im Verborgenen arbeitende Organ. Ohne diese enge Verbindung zwischen den beiden Männern wäre die überraschendste Entdeckung bei der Forschungsarbeit wohl ausgeblieben. Weil Tom so sehr auf Dr. Wolf baute, konnte dieser schon mit ein wenig Schauspielerei starke Emotionen bei Tom auslösen. Und die spiegelten sich eins zu eins im Magen wider. War Tom verängstigt, wurde nicht nur sein Gesicht blasser, sondern auch seine Magenschleimhaut, wie Dr. Wolf beobachtete. Wurde Tom hingegen wütend, wechselten Gesicht und Magenschleimhaut auf Rot. War Tom depressiver Stimmung, wurde der Magen schwergängig. Dann blieb auch die Verdauungsantwort allenfalls träge, während das Organ normalerweise auf eine direkte Fütterung von Rindsbouillon mit verstärkter Durchblutung, rosigem Teint und spendabler Säureproduktion reagierte. Mit dieser Forschung beschrieb Dr. Stewart Wolf wichtige Grundlagen der Psychosomatik.

Wie Emotionen unsern Magen steuern
Die Erkenntnis, dass die Magenfunktion stark an Emotion gekoppelt ist, war eine Überraschung – erst recht in der damaligen Zeit, als Psyche und Körper noch streng getrennt voneinander betrachtet und verstanden wurden. Allerdings hat sich, genau genommen, die Erkenntnis, dass der Magen eng mit der Psyche verbunden ist, bis heute noch nicht wirklich durchgesetzt. Bereitet der Magen Probleme, verhalten wir uns so, als wäre klar, wo das Problem zu verorten ist – bei ihm, und nur bei ihm. Lässt er uns sauer aufstoßen, brennt seine Salzsäure die Speiseröhre herauf, folgt allzu oft der Griff zum Säurehemmer. Allein in Deutschland werden von den besonders wirksamen Protonenpumpen-Hemmern annähernd vier Milliarden Tagesdosen pro Jahr eingenommen. Damit wird der Magen zum Verstummen gebracht – und die Frage, was zu seiner Verstimmung führte, zur Seite gedrängt.
„Dabei ist der Magen mindestens so sensibel wie der Darm“, sagt Professor Michael Schäffer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thorax­chirurgie am Marienhospital in Stuttgart. „Sein Wohlergehen ist eng mit unserer Gesundheit, aber auch unserem seelischen Befinden verbunden. Letzteres zeigen auch Redewendungen wie etwa, dass einem etwas auf den Magen schlägt oder Liebe durch den Magen geht“, so der Chirurg und Buchautor („Jeder Magen hat seinen Reiz“, Heyne).

Wunderwerk Magensäure
Gemeinhin unterstellen wir dem Magen eine gewisse Unverwüstlichkeit. Allein seiner Säure zollen wir Respekt, erst recht, wenn wir erfahren, dass es sich um Salzsäure handelt. Ein Organ, das im nüchternen Zustand einen pH-Wert von nahezu 1 aushält – wozu soll das Fürsorge brauchen? So amüsieren uns Geschichten samt Röntgenaufnahmen von verschlucktem Essbesteck. Wettbewerbe, bei denen Dutzende von Hamburgern möglichst schnell verschlungen werden, sind legendär und verstärken das Bild eines seelenlosen Essenscontainers. Bis zu 1,5 Liter Nahrung lassen sich dort hineinzwängen, bei manchen Menschen sind es sogar zwei Liter. All das lässt sich der Magen mit seiner kräftigen Muskelwand, die alles durchwalkt, folgenlos zumuten – scheinbar. Denn der Magen ist alles andere als eine wenig bedeutende Durchgangsstation für Nahrung. Mit ihm startet die Verdauung erst richtig durch. Lesen Sie den vollständigen Beitrag in unserer Ausgabe 3/2021

 


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