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Kolumne: Die Natur hat keine Meinung über uns Menschen

Foto: Valerie Hebel

Kolumne von Dr. med. Isabel Bloss, Ärztin mit eigener Praxis, Schwerpunkt Anthroposophische Medizin, Homöopathie und TCM, gibt Antworten auf Lebensfragen, mit denen sie bei ihrer Arbeit konfrontiert wird.

In der heutigen Zeit scheint jeder zu allem und jedem eine Meinung zu haben. Ich sehe dies nicht nur in sozialen Medien, Instagram oder Twitter. Mir fällt auch auf, dass Menschen dazu neigen, schnell jemand anderen oder eine Angelegenheit verletzend zu bewerten, anstatt einfach abzuwarten, wie sich etwas entwickelt. Deshalb können gerade jetzt die stille Natur, der Wald und blühende Wiesen zu einer neuen Art von Heilquelle und zu einem Ort des Friedens werden – frei von jeder Bewertung.

In Gesprächen mit Patienten erlebe ich diese heilende Kraft der Natur immer wieder. Gerade diejenigen, die in schweren Krisensituationen stecken, bekommen die enorme Heilkraft der Natur oftmals unmittelbar zu spüren. Ich denke dabei an einen Patienten, der mit einer Krebsdiagnose konfrontiert war und unter Schock stand. Das erste, was ihm half, so erzählte er mir später, war der Schritt vor die Tür in den nahegelegenen Wald, der ihm Ruhe und neue Kraft zum Atmen schenkte.

Das ist nur ein Beispiel von vielen, die mir zeigen, wie beruhigend das frische Grün, die kühle Luft, das Rascheln der Bäume und das Singen der Vögel für unsere Seele und unseren Geist, aber auch unseren Körper sein können. Waldbaden ist in aller Munde. Die Älteren unter uns wissen schon lang, welch heilsame Kraft ein flotter Spaziergang oder ein Ausflug in die Natur haben können. Auch Studien zeigen, dass bereits ein halbstündiger Aufenthalt im Grünen unser Denken verändert. Wir fühlen uns positiver, energiegeladener und erholter. Und all das lässt sich ohne großen Aufwand erreichen. Auch wenn Sie in der Stadt leben, können Sie in der Mittagspause, statt auf das Handy zu gucken, in den Park gehen, im Sommer die Schuhe ausziehen, das Gras spüren und das Gefühl von Erdung bekommen. So wird die Mittagspause wirklich zur Erholung. Drinnen zu bleiben heißt nämlich allzu oft auch, sich abzuschotten und gar nicht mehr viel von der Welt mitzubekommen.

Die Natur hilft uns, uns zu erden. Ich empfehle Ihnen daher, gerade jetzt im Sommer so oft es geht barfuß zu laufen, um den Kontakt zum Boden, zu seiner Beschaffenheit und seiner Temperatur bewusst zu spüren. Über die Reflexzonen der Füße kommen Sie vom „Kopf in den Körper“. Sie können den Alltag loslassen und belastende oder aufwühlende Gedanken besser sortieren und zur Ruhe kommen. Es geht darum, in diesen Momen­ten in der Natur nichts zu tun, nichts zu leisten – sondern einfach nur zu SEIN. Das haben wir alle ein bisschen verlernt. In der Natur wieder mehr ins Spüren zu kommen, gelingt bei fast jedem Wetter und jeder Jahreszeit. Durch die Naturgeräusche schärfen wir unsere Sinne­, durch die Sonne, den Wind und vielleicht auch den Regen können wir wieder lernen, uns als ein Ganzes mit der Schöpfung zu fühlen. Diese Begeg­nung mit der Natur verhilft uns zu einem Gefühl­ der Geborgenheit und des Aufgehobenseins. So gestärkt und umhüllt können wir dem Alltag mit mehr Gelassenheit begegnen.

Diesen Beitrag finden Sie in Ausgabe 4/2019.



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