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Kolumne: Fette und Zucker – gefälschte Wissenschaft

Kolumne von Dr. med. Volker Schmiedel, seit 31 Jahren als Arzt tätig, Autor zahlreicher naturheilkundlicher Bücher für Therapeuten und Laien, beleuchtet für uns aktuelle Fragen des Gesundheitswesens.

Glauben Sie an Verschwörungstheorien? Nein, wir reden jetzt nicht vom 11. September oder der Mondlandung, sondern von einer echten, nachgewiesenen Verschwörung: der Verteufelung der Fette und der Verharmlosung von Zucker. Seit Jahrzehnten gibt es Gerüchte, die Zuckerindustrie habe Forscher bestochen, um ihr genehme Studien und Publikationen zu lancieren. Das wurde natürlich immer als Märchen abgetan. Aber 2016 veröffentlichte das JAMA, das amerikanische Ärzteblatt, akribisch genau, welche Kontakte es zwischen Wissenschaftlern und Industrie gab und welche Summen an wen für welche Aktivitäten geflossen sind.

Anfang der Sechzigerjahre gab es Hinweise, dass  der Zuckerkonsum an der Zunahme koronarer Herzerkrankungen stark beteiligt ist, möglicherweise sogar stärker als die Fette. Wissenschaftler, die vorher eher zuckerkritisch publiziert hatten, erhielten daraufhin Gelder, um Zucker gezielt zu verharmlosen – insbesondere Fruktose, die nach heutigem Kenntnisstand besonders schädlich ist. Einige Forscher erhielten für die Veröffentlichung ihrer geschönten Daten knapp 50 000 Dollar – ein wahrer Judaslohn in Anbetracht des angerichteten Schadens!

Auf der anderen Seite gibt es ein besonders perfides Beispiel für die Verteufelung von Fetten: die Sieben-Länder-Studie. Ein Wissenschaftler berichtete darin, er habe entdeckt, dass in Japan wenig Fett verzehrt wurde und es dort auch sehr wenige Herzinfarkte gab. Die USA führten sowohl beim Fettkonsum als auch bei den Herzinfarkten die Hitliste an. Alle anderen Länder lagen wie auf einer Perlenkette auf­gereiht dazwischen. Die Studie bewertete dies als  klaren Beweis für die Schädlichkeit von Fett. Nicht berichtet wurde hingegen, dass man, gleicht man Zuckerkonsum und Herzkrankheiten ab, entsprechende Korrelationen erhält: wenig Zucker – wenige Herzinfarkte; viel Zucker – viele Herzinfarkte. Diese nicht ganz unwichtige Information wurde einfach unterschlagen. Genauso wenig wurde berichtet, dass in der Studie ursprünglich 22 Länder untersucht wurden. Der Studienautor hat sich für die Berichtslegung einfach die sieben Länder herausgepickt, die seine Behauptung unterstützten. Und diese Studie hat Ernährungsberater wie Konsumenten über Jahrzehnte beeinflusst! Damit ist sie vermutlich für zigtausend Herzinfarkte verantwortlich.

Was mir sehr zu denken gibt: In den letzten Monaten häufen sich die negativen Medienberichte über die Schädlichkeit von Vitamin D oder Omega-3-Fettsäuren – in meinen Augen völliger Blödsinn. Die Berichte über den endlich aufgedeckten Lebensmittel- und Wissenschaftsskandal um Fette und Zucker jedoch fielen wesentlich dezenter aus.

Mein Fazit: Glaube keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast … Im Ernst, meiden Sie Zucker, besonders Fruktose, Vorsicht mit fertigen Limonaden (aber auch zu viel Obst). Und haben Sie keine Angst vor – guten – Fetten: zum Beispiel Oliven-, Lein- und Kokosöl, fetten Fischen und Fischöl. Diesen Beitrag finden Sie in Ausgabe 2/2019.



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