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Ein Blick in die Zukunft

Ganzheitlich gelebte Gesundheit ist künftig der Motor gesellschaftlicher Entwicklung.

Nikolai Dmitrijewitsch Kondratjew (1892 – 1938), ein russischer Wissenschaftler, erlebte als junger Mann eine Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen und Umbrüche. Es waren Ereignisse, die sein ganzes Leben prägten: der Sturz des russischen Zaren, die Oktoberrevolution der Bolschewiki, eine bis dahin noch nie erlebte Weltwirtschaftskrise in den 1920-er Jahren. In seinen Schriften zu den „langen Wellen der Konjunktur“, veröffentlicht 1926, beschäftigte er sich mit den Gründen, die zu einer fundamentalen Reorganisation der gesamten Gesellschaft führen. Dabei entwickelte er die Theorie, dass solche Veränderungsprozesse in Zyklen von 40 bis 60 Jahren auftreten. 

Seither steht sein Name für eine entsprechende „lange Welle“. Fünf solcher großen Zyklen hat die Konjunkturforschung bisher ausgemacht: Den Übergang von der Agrarwirtschaft in die Industriegesellschaft, das Zeitalter von Eisenbahn und Transportwesen, die Erfindungen in den Bereichen Elektrizität und Chemie, das Zeitalter der Automatisierung sowie unsere heutige Zeit der Informations- und Kommunikationstechnik.

Und was kommt jetzt? Stehen wir nach Corona vor einer neuen Phase grundlegender Veränderungen? Der in Deutschland geborene Leo A. Nefiodow, Jahrgang 1939, ist heute einer der bekanntesten Vertreter der Theorie der langen Wellen und gilt als einer der angesehensten Vordenker der Informationsgesellschaft. Nefiodow befasst sich seit Jahren mit der Frage, welcher Zyklus die Zeit nach dem derzeit auslaufenden fünften Kondratjew beherrschen wird. Sein Fazit: Der wichtigste Motor der gesellschaftlichen Entwicklung zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist Gesundheit in einem ganzheitlichen Sinn. Dabei gehe es, so Leo A. Nefiodow, vor allem darum, nicht nur biochemische Prozesse, sondern auch psychosoziale und spirituelle Ebenen unserer Gesundheit und unseres Lebens zu verstehen.

Nefiodow stellt zwar die großen Erfolge der naturwissenschaftlichen Medizin nicht infrage, glaubt aber, sie sei jetzt an eine Grenze gekommen. Der Grund: Die Naturwissenschaft beschränkt sich auf das, was sich messen und quantifizieren lasse, und das habe dazu geführt, dass in der Medizin Gefühle ebenso wenig eine Rolle spielten wie Beziehungen. Die aber sind fundamental – nicht nur für eine Gesundung des ganzen Menschen, sondern auch, um die wachsende Ungerechtigkeit, die  soziale Unordnung und die Zerstörung unserer Umwelt zu überwinden und ein neues Fundament für unser aller Zukunft zu schaffen.

Diesen Beitrag finden Sie in der Ausgabe 4/2020





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