Auszug aus Heft 5/20
>> Wie kann die Seele zur Heilung beitragen?
>> Entscheidend: die Beziehung von Arzt und Patient
>> Wo setzen ganzheitliche Therapien an?
Die Behandlung von Krebs ist kein Sprint, sondern eine Wanderung, die sich über Jahre erstrecken kann. Eine ganzheitliche Onkologie begleitet den Patienten auf diesem Weg. Sie beschränkt sich nicht auf die Entfernung von Tumoren, sondern setzt auch dort an, wo die Wurzeln der Krankheit liegen. Warum Kunsttherapien dazu beitragen und was die Mistel bewirken kann, erklärt Prof. Dr. med. Volker Fintelmann im Gespräch.
Es ist ein Schock. Eine Krebsdiagnose weckt bis heute die Vorstellung einer Krankheit ohne Hoffnung auf Heilung. Aktuelle Statistiken zeigen jedoch, dass die Sterblichkeit bei Krebs seit Jahren zurückgeht und die Lebenserwartung Betroffener immer weiter ansteigt. Laut Deutschem Krebsforschungszentrum starben vor 1980 mehr als zwei Drittel aller Krebspatienten an ihrer Tumorerkrankung. Mittlerweile kann mehr als die Hälfte darauf hoffen, geheilt zu werden, wobei die Überlebensaussichten je nach Krebsart sehr unterschiedlich sind. Der Internist und Anthroposophische Arzt Professor Dr. med. Volker Fintelmann hat in seinem langen Berufsleben zahlreiche Patienten und Patientinnen mit einer Krebserkrankung behandelt und begleitet. Natürlich gesund und munter hat mit dem Spezialisten für komplementäre Onkologie über Krebs als Krankheit unserer Zeit und die Perspektiven für ihre Behandlung gesprochen.
Prof. Dr. med. Volker Fintelmann |
Natürlich gesund und munter: Herr Professor Fintelmann, Sie haben mehr als 40 Jahre lang Krebspatienten betreut und ihnen geholfen, einen Weg aus der Krankheit zu finden. Wie würden Sie Ihre wichtigsten Erfahrungen dabei zusammenfassen?
Prof. Dr. Volker Fintelmann: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Behandlung einer Krebserkrankung vor allem Offenheit und Wahrhaftigkeit erfordert. Mein Anliegen war stets, meine Patientinnen und Patienten kritischer und urteilsfähiger zu machen, damit sie über den Weg aus der Erkrankung mitentscheiden konnten. Ich wollte ihnen immer klarmachen: „Sie können die Krankheit nicht überwinden, wenn Sie der Mensch bleiben, der Sie sind.“
Gilt das ganz generell?
Für mich schon. Die Frage, die Jesus dem Gelähmten am Teich von Bethesda stellt: „Willst du gesund werden?“, habe ich umgewandelt in: „Wozu willst du gesund werden?“ Wenn man darauf eine Antwort findet, ist das auch Therapie. Aus meiner Sicht ist die Krebskrankheit ohne Veränderung nicht heilbar.
Wenn man das ernst nimmt, kann sich die Behandlung von vornherein nicht auf die Beseitigung einer Geschwulst beschränken …
Nein – sicher nicht. Der Onkologe und frühere Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft Professor Gerd Nagel hatte in den Neunzigerjahren den Mut, öffentlich zu sagen: Krebs ist mehr als der Tumor. Seinerzeit war Krebs noch ein absolutes Tabu, weshalb er seine eigene Krebserkrankung viele Jahre lang verheimlichte. Aber als Konsequenz aus seiner eigenen Erfahrung gründete er die Klinik für Tumorbiologie in Freiburg, die unter seiner Leitung schon damals Kunsttherapien und psychoonkologische Gespräche in die Behandlung integriert hat. Das ist selbst heute an den großen onkologischen Zentren immer noch nicht selbstverständlich. Viele Patienten sagen, sie müssen erst ausdrücklich um psychoonkologische Gespräche bitten. Und Kunsttherapien gibt es dort so gut wie nie. Den vollständigen Beitrag finden Sie in Ausgabe 5/2020
Weitere Aspekte in diesem Beitrag:
- Was die Krankheit uns sagt - der seelische Aspekt von Krebs
- Erfahrungsbericht einer Patientin - "Erst jetzt kann ich mich so richtig entfalten"
- Das Verhältnis von Arzt und Patient ist entscheidend
- Wo finden Sie Beratung und Hilfe
- Die Mistel: Ein wichtiger Baustein in der komplementären Krebstherapie
- Medikamentöse Therapien und die Rolle des Immunsystems
- Das erste Jahr: Akutbehandlung