Joanne K. Rowling (Jahrgang 1965) hat in jungen Jahren tiefe Rückschläge und großartige Erfolge erlebt. Nach einer gescheiterten Ehe alleinerziehend und arbeitslos entschied sie sich für ihre Leidenschaft: das Schreiben. Ihre Harry-Potter-Romane haben danach alle Rekorde gebrochen. Sie wurden mehr als 450 Millionen Mal verkauft und in 80 Sprachen übersetzt. Bei einer Rede vor Absolventen der Eliteuniversität Harvard spricht sie vom Nutzen des Scheiterns und von der Kraft der Fantasie als Fundament für ein erfülltes und furchtloses Leben („Was wichtig ist“, Carlsen Verlag).
Im Scheitern, hat Rowling erfahren, können wir lernen, alles Unwichtige loszulassen und uns darauf zu konzentrieren, was wir wirklich sind. Mit welchen Talenten sind wir auf die Welt geschickt worden, wo liegen unsere Lebenskräfte, was ist der Kern unseres Selbst? Wir können erleben, welche Freunde zu uns halten, und lernen, uns von gesellschaftlichen Erwartungen, an denen wir gescheitert sind, zu befreien. So öffnet sich ein Raum für neue Lebensfantasie. Die Fantasie ist das einzigartige menschliche Vermögen sich vorzustellen, was nicht ist. Sie ist der Ursprung aller Erfindungen, aber auch die Kraft, dank derer wir uns in Menschen einfühlen können, die ganz andere Erfahrungen als wir gemacht haben. Wenn wir sie zulassen, so Rowlings Überzeugung, ist Fantasie unsere innerste Kraft, die Welt zum Besseren zu verwandeln.
Was Joanne K. Rowling den Harvard-Studenten über Scheitern, Schicksalsschläge, Fantasie und Inspiration berichtet, kann uns allen Mut machen, Wendepunkte im Leben als Chancen zu begreifen: „Das Wissen, dass man nach Niederlagen wieder auf die Beine gekommen ist, klüger und stärker als zuvor, bringt es mit sich, dass man sicher ist, überleben zu können.“ Mehr noch: Indem wir Risiken eingehen und ein Scheitern in Kauf nehmen, indem wir die Kraft unserer Fantasie nutzen, können wir das Leben mutiger angehen, offener sein für alle Möglichkeiten, die es für uns selbst bereithält, aber auch für das, was andere Menschen bewegt.
Diesen Beitrag finden Sie in Ausgabe 4/2019.
