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Kolumne: Das Leben ist nicht gerecht

Kolumne von Dr. med. Isabel Bloss, Ärztin mit eigener Praxis, Schwerpunkt Anthroposophische Medizin, Homöopathie und TCM, gibt Antworten auf Lebensfragen, mit denen sie bei ihrer Arbeit konfrontiert wird.

Ich gebe zu, der Titel meiner Kolumne klingt zunächst einmal nicht gerade erbaulich. Aber es liegt viel Wahrheit in diesem Satz, und er ist sehr hilfreich, um ein zufriedenes, glückliches Leben zu führen.

In meiner täglichen Arbeit in der Praxis sehe ich oft, wie Menschen von Diagnosen ereilt werden, die sehr belastend sein können. Oft sind es sympathische und liebevolle Menschen, die mit Schicksalsschlägen konfrontiert sind. Ab und zu geht mir schon die Frage durch den Kopf: Musste das sein? Warum trifft es gerade sie/ihn/dieses Kind? Meist gibt es keine klärende Antwort, die weiterhelfen könnte.

Auch in anderen Lebenssituationen, etwa wenn wir uns nicht gut behandelt fühlen vom Chef, innerhalb unserer Familie oder in Freundschaften, kann dieses Gefühl von Ungerechtigkeit aufkommen, häufig verbunden mit Hilflosigkeit, Trauer oder Wut. Manchmal hilft es, eine Art Fakten-Check zu machen: War das wirklich so ungerecht? Unsere Gefühle und die Tatsachen sind oft zwei verschiedene Dinge.

Wenn die Ungerechtigkeit aber tatsächlich da war oder ist, die Gefühle in uns rumoren und die Gedanken Karussell fahren, hilft es, einen Moment innezuhalten, vielleicht ein bisschen spazieren zu gehen oder schlicht tief durchzuatmen – möglichst in den Bauch. Und sich dann klarzumachen, dass es nun einmal viele Ungerechtigkeiten im Leben gibt, kleine und große, und dass wir oft, ja, in den allermeisten Fällen nicht klären können, warum. Warum unsere Schwester oder unser Bruder immer bevorzugt wurde, warum der Chef uns bei der nächsten Aufstiegsmöglichkeit übergangen hat, warum wir trotz guter Ausbildung in einem unterbezahlten Job gelandet sind ... Die Liste kann beliebig weitergeführt werden. Sicher fallen Ihnen auch aus Ihrem Leben Beispiele ein.

Wichtig ist dann, nicht bei den schmerzhaften Gefühlen hängenzubleiben, sondern sie auch wieder ziehen zu lassen, sich den Satz „Das Leben ist nicht gerecht“ klarzumachen und ihn auch anzunehmen. Vermutlich wird es nie vollständige Gerechtigkeit in dieser Welt geben, allein die Verteilung von Ressourcen zeigt uns ja schon im globalen Sinn, wie ungerecht es oft zugeht.

Wenn wir es schaffen, anstatt uns zu beklagen im Stadium der Akzeptanz anzukommen, hilft uns diese, ruhiger zu werden und geistig nachzureifen, zu wachsen. Natürlich bleiben die Umstände unverändert, aber wir sind fähig, anders damit umzugehen. Wir fühlen uns nicht mehr so hilflos und können langsam lernen, den Blick auf das Gelingende in unserem Leben zu richten. Darauf, dass wir – neben gewissen Ungerechtigkeiten, die uns widerfahren sind – auch reich beschenkt werden mit lieben Menschen, Talenten, Gesundheit. Auch dann wird die Liste lang. Gerade wenn wir neuen Schwung brauchen und neue Kräfte sammeln wollen, hilft es, uns an das zu erinnern, was uns gegeben wurde – vielleicht einfach so, ohne, dass wir etwas dazutun mussten. Dadurch kann 
eine Leichtigkeit entstehen, die uns im übertragenen Sinne vorfrühlingshafte Flügel verleiht ... In diesem Sinne alles Gute für Sie und Ihre Gesundheit!

Diesen Beitrag finden Sie in Ausgabe 6/2020



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