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Philosophieren mit Kindern

Foto: Ridofranz/iStock.com

Frédéric Lenoir, französischer Soziologe und Religionswissenschaftler, hat bei seiner Arbeit mit Grundschülern erlebt, dass Kinder über eine außergewöhnliche Fähigkeit verfügen, die Welt zu hinterfragen, Dinge wissen zu wollen, zu reflektieren, ihre Überlegungen miteinander zu vergleichen – kurzum: zu philosophieren.

Sie lieben es, die großen Fragen der Philosophie zu diskutieren: Was ist Glück? Was bedeutet Leben, was Tod? Wem gehört die Natur? Was sind eigentlich Emotionen und Gefühle? Wie können wir die Beziehung zu uns selbst und zu anderen beschreiben?  In seinen Philosophiekursen für die Kleinen geht es Lenoir vor allem darum, deren Kreativität und ihre emotionale Intelligenz sowie ihren kritischen Geist und ihre Verantwortungsbereitschaft für sich selbst und die Gemeinschaft zu fördern. Die Kurse sind ein Raum, in dem die Grundschüler frei heraus sagen können, was sie denken, ohne vorgefertigtes Wissen wiederholen zu müssen und ohne beurteilt oder benotet zu werden. Das trägt zu einer besseren Sprachbeherrschung bei, fördert den Spaß am Gedankenaustausch und hilft den Kindern bei ihrer Identitätsbildung. Bemerkenswert ist dabei die Herangehensweise Lenoirs, denn er beginnt seine philosophischen Kurse mit kindgerechten Meditationen und Achtsamkeitsübungen. Das hilft den Kindern, sich auf sich selbst zu besinnen, zur Ruhe zu kommen, ihre Emotionen zu kontrollieren und sich zu konzentrieren. Das Prinzip der Achtsamkeitsübungen ist einfach. Es geht darum, nichts zu hören, sondern einfach nur präsent zu sein, im Hier und Jetzt, im eigenen Körper. Man konzentriert sich auf die Atmung und lässt die Gedanken in ihrem unaufhaltsamen Strom vorbeiziehen. Viele positive Erfahrungen mit den Kindern ermutigten Lenoir zur Gründung einer Stiftung (www.seve.org), deren Grundlagen er in einem Praxis-Buch (Der kleine Philosoph, Klett-Cotta) darlegt. Bisher agiert die Stiftung nur in französischsprachigen Staaten. Ihr Ansatz ist aber auch für Deutschland ein empfehlenswerter Weg – angesichts der Orientierungslosigkeit vieler junger Menschen in einer sich immer schneller globalisierenden Welt und der Defizite einer auf bloße Wissensanhäufung bedachten Erziehung. Diesen Beitrag finden Sie in Ausgabe 3/2019.

 



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