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Sturzflug einer guten Idee

Foto: Michaela Mayländer
Thomas Cook (Jahrgang 1808) hatte große Visionen und viele Ideale.
 
Kindheit und Jugend des in der englischen Grafschaft Derbyshire geborenen Jungen waren geprägt von Armut und Existenzkampf. Mit 14 Jahren begann er eine Tischlerlehre bei seinem stark alkohol-
abhängigen Onkel und erlebte so die ganze Tragik der Sucht. Allein die methodistische Sonntagsschule, die er weiter besuchen konnte, bot ihm Halt. Thomas wuchs auf in einer Zeit des Umbruchs. Ein Jahr vor seiner Geburt war in England der Sklavenhandel offiziell aufgehoben worden, in seinem Geburtsjahr wurde in London die erste Dampflokomotive vorgestellt.
 
Geprägt von seinen persönlichen Erlebnissen als Jugendlicher wurde Thomas Cook zum entschiedenen 
Abstinenzler. Ständig suchte der Laienprediger nach Wegen, um dem wachsenden Sog des Alkohols als Flucht aus dem Elend der Fabrikarbeiter etwas entgegenzusetzen, und entwickelte heilsam ablenkende Freizeitaktivitäten. Im Jahr 1841 kam er auf die Idee, die neue Technik der Eisenbahn für Ausflugsfahrten zu nutzen, um „die Seele der Teilnehmer zu vermenschlichen und den Rost der Umstände zu vertreiben“. Seine Bahnfahrten wurden nicht zum Geldverdienen organisiert, sondern sollten die Arbeiter weg von der Ginflasche und hinaus an die frische Luft bringen. „Menschen mit Menschen und Menschen mit Gott zu verbinden“, war sein Motto. Thomas Cook starb am 18. Juli 1892, nur sechs Jahre später sein geschäftstüchtiger Sohn.
 
Das Unternehmen wurde zum Spekulationsobjekt der stark gewachsenen Tourismusindustrie. Französische, englische, deutsche und amerikanische Investoren und Finanzgruppen, die mit immer höheren Schulden die weltweite Reiseindustrie für ihre Renditeziele ausnutzten, folgten nach. Im März 2019 war das Spiel mit einem Schuldenberg von 2,2 Milliarden Euro vorbei.
 
Gier, schreibt Friedrich Schorlemmer, Theologe und Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, sei der untaugliche Versuch, Sinndefizite auszugleichen. Das deregulierte Weltwirtschaftssystem schaffe nämlich keine lebenswerte, nachhaltige Welt, sondern verbaue uns die Zukunft. „Denn Glück ist nicht Haben, sondern vielmehr Teil-Haben.“/Dr. Frieder Stein
 
 



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