Partygeschirr aus Bambus gilt vielen als Alternative zu Melamintellern oder Kunststoffbechern. Malte Glüder, Lebensmittelchemiker und Laborleiter in der Abteilung Bedarfsgegenstände am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart, warnt davor.
Herr Glüder, informieren die Hersteller zu wenig über die Inhaltsstoffe von Bambusgeschirr?
Der enthaltene Kunststoff wird entweder verschwiegen, oder es werden wenig durchschaubare Bezeichnungen wie „Resin“ oder „natürliches Harz“ verwendet. Unsere Erfahrungen zeigen, dass ein deutlich größerer Anteil des sogenannten Bambusgeschirrs Melamin und Formaldehyd an das Lebensmittel abgibt, als es bei konventionellem Melamingeschirr der Fall ist.
Wo kommt das Formaldehyd denn her?
Melaminharze sind Kunststoffe, die aus Melamin und Formaldehyd hergestellt werden. In bestimmten Konzentrationen kann Formaldehyd beim Einatmen Krebs verursachen. Oral aufgenommen, kann es die menschlichen Schleimhäute reizen. Mit Melamin war vor etlichen Jahren ein Milchpulver aus China gestreckt, einige Babys sind daran gestorben. Wir haben es aber hier mit dem harmlosen polymerisierten Melamin zu tun. Im Kontakt mit heißen Flüssigkeiten kann sich jedoch der Einzelbaustein Melamin aus einigen Bechern lösen, das ist bedenklich.
Also besser Finger weg von Bambusgeschirr?
Nicht alle angebotenen Bambusbecher sind per se problematisch. Da ich als Verbraucher aber nicht weiß, welches Produkt Melamin oder Formaldehyd abgibt und welches nicht, würde ich persönlich eher davon absehen.
Diesen Beitrag finden Sie in Ausgabe 4/2019.