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Kolumne: Gute Fette, schlechte Fette

Kolumne von Dr. med. Volker Schmiedel, seit 31 Jahren als Arzt tätig, Autor zahlreicher naturheilkundlicher Bücher für Therapeuten und Laien, beleuchtet für uns aktuelle Fragen des Gesundheitswesens.

Ernährungsberater haben jahrzehntelang vor dem Genuss gesättigter Fettsäuren gewarnt und die Zufuhr ungesättigter Fettsäuren favorisiert. Gebetsmühlenartig wurde (und wird teilweise heute noch) empfohlen, viele Pflanzenöle mit ungesättigten Fettsäuren wie Sonnenblumen-, Distel- oder Sojaöl zu konsumieren. Begründung: Diese Öle sollten das Cholesterin senken und, so die Annahme, müssten daher doch auch das Herz schützen.

Annahmen aber – so plausibel sie sein mögen – müssen immer an der Wirklichkeit überprüft werden. Dies geschah auch in den Sechzigerjahren in Austra­lien in einer Studie, der Sydney Diet Heart Study, an mehreren hundert Männern mit bekannter Koronarer Herzkrankheit. Nach dem Zufallsprinzip wurden diese auf zwei Gruppen verteilt. Die einen sollten ihre Ernährung beibehalten. Die anderen sollten die gesättigten Fettsäuren aus Butter oder Kokosöl durch ungesättigte Fettsäuren in Distelöl und -margarine ersetzen. Man erwartete eine deutliche Reduktion der Herztodesfälle in der Diätgruppe. Ergebnis: Eine Gruppe wies tatsächlich 70 Prozent mehr Todesfälle auf. Das war aber zum Erstaunen der Forscher die Gruppe mit dem „gesunden“ Distelöl!

Warum haben wir alle noch nicht davon gehört?  Nun, die Forscher konnten ihren eigenen Ergebnissen nicht glauben. Diese widersprachen schließlich allen Lehrmeinungen! 2013 – also fast 50  Jahre später – überprüften andere Forscher die Daten und kamen zum selben Ergebnis. Sie gingen aber noch weiter und suchten ähnliche Studien, bei denen man hoch ungesättigte Pflanzenfette in der Ernährung erhöht hatte. Eine Zusammenfassung solcher Studien bezeichnen Statistiker als Meta-Analyse, ihre Beweiskraft gilt als überragend. Ergebnis: Ausnahmslos alle Studien zeigten ein höheres Risiko bei vermehrter Zufuhr einer bestimmten hoch ungesättigten Fettsäure aus Pflanzenölen, der Linolsäure. Fasste man jedoch die Studien zusammen, die eine vermehrte Zufuhr von hoch ungesättigten Pflanzen- plus Omega-3-Fettsäuren empfahlen, so ergab sich durchweg ein Nutzen einer solchen Diät mit signifikant weniger Herztoden. Wir wissen heute, woran das liegen könnte: Linolsäure wird im Körper umgewandelt in die tierische Arachidonsäure. Sie fördert Entzündungen – mittlerweile ein anerkannter Risikofaktor für Arteriosklerose! Omega-3-Fettsäuren aus Fischen wirken hingegen entzündungshemmend und schützen so das Herz.

Die Forscher schlussfolgerten, dass die gesamten Ernährungsrichtlinien überdacht werden sollten. Vermutlich sind Tausende durch die unbeabsichtigt falschen Empfehlungen vorzeitig an Gefäßkrankheiten gestorben. Aber noch heute, sechs Jahre nach Bekanntwerden dieser Fakten, rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zum Konsum der angeblich so gesunden Pflanzenöle. Dabei müssten auf den Flaschen, die sie enthalten, eigentlich Warnhinweise stehen: Vorsicht, der übermäßige Konsum von Linolsäure kann Ihre Gefäße schädigen! Diesen Beitrag finden Sie in Ausgabe 3/2019.



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